Schützenfest 2015 – Der Widerspenstigen Zähmung

Es war wie bei Shakespeare. Der Vogel erwies sich als sehr widerspenstig. Erst mit dem 852. Schuss gab er seinen Widerstand auf. Ähnlich lange dauert es am Montag beim Königsschießen der Jungschützen. Doch fangen wir ganz vorne an.

Der erste Schützentag stand traditionell noch im Zeichen des alten Throns und des Jubelausbruchs. König Stefan Fleer und Königin Christin Jöhren marschierten samt Gefolge und Offizierskorps nach dem Gottesdienst (eigener Bericht) von der Kirche zur Kranzniederlegung und dann zum Schützenhaus. Hier wartete neben frisch gezapften Getränken eine von der Stadtsparkasse Bocholt gestiftete, kräftige Gulaschsuppe auf die Feierenden. Pünktlich mit dem Einbruch der Dunkelheit befreite dann Oberst Ralf Eiting den König von seinen Insignien und damit von der Verantwortung. Es folgte der Große Zapfenstreich mit der Musikkapelle Südlohn und dem Spielmannszug Morssenhook, der nicht nur musikalisch, sondern wegen des toll geschmückten Gartens auch optisch einen besonderen Eindruck hinterließ. Bis in die Nacht hinein wurde anschließend gefeiert.

Umso erstaunlicher, dass die Offiziere am nächsten Morgen schon vor 8 Uhr wieder im Einsatz waren und auf dem Marktplatz die Fahnen hissten. Die Schützen brauchten da schon deutlich länger, bis sie in den Kompanielokalen eintrudelten, um ihre Schießmarken zu kaufen. Berthold Blesenkemper erwischte dabei die seltene Nummer eins, was seine Ambitionen auf die Thronbesteigung unterstrich.

Nach der Befehlsausgabe trafen sich die Kompanien zur Totenehrung auf dem Markt. Von dort marschierte das Bataillon geschlossen zum Vogelschießen. Bevor es aber losgehen konnte, begrüßte Vorsitzender Markus Schlatt die Ehrengäste, Jubilare und Neumitglieder. Anschließend wünschte er den Schützen Glück, nicht ohne auf den Umstand hinzuweisen, dass die Wahl von Margit Bungert zur Regentin dem Verein womöglich eine besondere Spende ihre Gatten und Vorstandmitgliedes Jürgen einbringen könnte. Das brachte der KIL (Königin in Lauerstellung) prompt den Beinamen „Frau Sauerbier“ ein.

Bei tollem Sommerwetter ging es an die Schießstange. Die Tatsache, dass die Preise erst spät fielen, ließ auf ein erneute langen Wettbewerb schließen. Dann holten Georg Hemsing die Krone, Markus Schlatt das Zepter und Thorsten Denker den Reichsapfel herunter. Die Flügel blieben hingegen blieben dran und fielen erst im Endkampf. Zu dem traten Berthold Blesenkemper, Sebastian Lorei und Michael Bußhoff an. Jeder der drei hatte sein Fanlager, so dass das zügige Schießen von lauten Anfeuerungsrufen begleitet wurde. Ein erste Aufschrei ging durchs Lager, als Sebastian Lorei den linken Flügel herunterschoss. Doch der Rest des Vogels blieb widerspenstig. Am Ende musste er sich der Treffsicherheit des passionierten Jägers Michael Bußhoff beugen und fiel mitsamt rechten Flügel unter dem Jubel und Aufatmen der Gäste mit dem 852. Schuss.

Der neue König war bestens vorbereitet und konnte innerhalb kürzester Zeit seinen Thron zusammenstellen. Zur Königin wählte er Anne Schlatt. Das erste Thronpaar bilden Markus Schlatt und Gaby Bußhoff, das zweite Manfred Rickert und Barbara Möllmann, das dritte Hans-Georg Möllmann und Sigrid Kampshoff, das vierte Ralf Lorei und Claudia Semsek und das fünfte Ulrich Semsek und Maria Rickert. Zeremonienmeister sind. Axel Kampshoff und Conny Lorei. Unter dem Beifall der Schützen wurde sie inthronisiert.

Und damit stand auch fest, dass die Thronpaare am nächsten Tag Urlaub nehmen mussten. Denn schon am frühen Morgen stand der Besuch des Diepenbrockheimes an. Von dort zog der Thron zum Früh- und Spätschoppen ins Lager ein. Noch früher waren nur die Offiziere und Jungschützen da, die erneut ihren eigenen König ermittelten. Schade nur, dass an diesem Tag das Wetter nicht mitspielte. Hier und da musste der Wettkampf wegen ergiebiger Regengüsse kurz unterbrochen werden. Der Stimmung im Lager allerdings tat das keinen Abbruch. Humor ist, wenn man trotzdem feiert.

Auch der Jungschützenvogel erwies sich als sehr widerspenstig und ließ sich erst sehr spät durch Felix Löhr zähmen. Das und der gelungene Abschluss des Schützenfestwochenendes wurden noch bis in die Nacht hinein gefeiert.